Logo des Blogs von Homöopathie Zürich

Die homöopathischen Milcharzneien



Um das Jahr 2000 fanden die Lac-Mittel in den Homöopathie-Kreisen langsam Beachtung. Für mich war da eigentlich klar, dass das schon etwas komische Mittel sind. Ich habe meine selbstauferlegte Pflicht erfüllt, habe ein Buch gelesen und eine Zusammenfassung gemacht und dann wieder gesagt: „So, das war’s. Ich werde diese Arzneifamilie wahrscheinlich nie nutzen, wenn ich Homöopath bin. Und dann ist es doch anders herausgekommen: Ich war im Tessin, hatte heftige Halsschmerzen und meine Hausapotheke dabei. Den Symptomen und dem Bild des Halses nach, musste es Lac caninum sein. Ich nahm 5 Globuli und diese 5 Globuli nahmen mir innert 30 Minuten den Schmerz.

Ich war so verblüfft, dass ich meine Meinung innerhalb von 30 Minuten geändert habe…

Da in den letzten Jahrzehnten der homöopathische Arzneimittelschatz sehr viel grösser geworden (und somit nicht mehr alle Fälle klassisch repertorisierbar sind) sind wir heute darauf angewiesen, typische Eigenheiten zu erkennen, welche zu einer Arzneimittelfamilie gehören. 


Eine dieser Familien ist die der Milchmittel, welche wir heute genauer anschauen möchten. 

Wie die Muttermittel, sind auch die Milchmittel eine jüngere Arzneimittelgruppe und gehören auch in die Obergruppe der Sarkoden (hergestellt aus gesundem animalischen Gewebe). 

Einige Milchen stehen schon sehr lange zur Verfügung aber erst durch die Erkenntnisse von M. Mangialavori und Andreas Richter wurde klar, welche Probleme allen Milchmitteln zugrundeliegen und welche Art von Bindungsstörung, welcher Arzneimittelgruppe zugeordnet werden kann.


Was ist das Grundproblem der Milchen:

Menschen , welche eine Milcharznei benötigen, stammen aus eine Familie, in der das altersgemässe Bedürfnis des Kindes nach Exploration, also das natürliche und interessierte Erforschen eingeschränkt wurde. 

Dafür gibt es viele Gründe, wie zum Beispiel Ängste der Eltern (Helikoptereltern, die Eltern haben ein Kind verloren…), Familiengeheimnisse aller Art (Arbeitslosigkeit, der Selbstmord der Mutter, psychische Erkrankungen, Kriminalität in der Familie usw.) 

Dem Kind wird unbewusst vermittelt, dass nur die Familie ein sicher Ort und die Aussenwelt gefährlich sei.

So fehlen diesen Kindern wichtige Erfahrungen, ihr gesundes Selbstvertrauen aufzubauen. 

Somit bleibt es lange kindlich und braucht zuerst die Sicherheit der Eltern, später die Sicherheit des Partners, des Berufes oder einer Sucht, die man auf sicher hat. 

Oft sind diese Personen nicht fähig, von der Familie loszukommen und das Band entzwei zu schneiden, das irgendwann entzwei geschnitten werden muss.

Es entstehen sehr schnell Schuldgefühle, da ja die Eltern  alles für einem getan und alles gegeben gegeben haben. 

Wenn die Eltern um Zeit bitten dann besteht bei Lac Mitteln sofort eine Diskrepanz: „Ich kann doch nicht nein sagen, es sind meine geliebten Eltern. Aber eigentlich habe ich mich doch schon mit meiner besten Freundin zum Abendessen verabredet..!“ 

Die Kraft, sich mit gesundem Egoismus für sich zu entscheiden, fehlt.

Typisch für diese Menschen ist, dass sie oft dem Lebensplan eines anderen Menschen folgen, statt einen eigenen Plan zu entwerfen, was zu einer innerer Unzufriedenheit führt.

Lac Mittel können nicht das tun, was ihnen gefällt und was ihnen entspricht, da sie stets Rücksicht darauf nehmen, was ihren Eltern und später dem Partner genehm ist. Nie würden Sie etwas tun, was den Eltern missfällt, da das Selbstvertrauen und die Selbstbestimmung zu schwach ist.

Das Verhältnis zu den Eltern ist aber nicht gut, da die Eltern damit auch nicht glücklich, sondern ängstlich, überfordert oder depressiv sind. 

Oft ist es so, dass diese Menschen im selben Haus, oder sehr nahe der Eltern wohnen, oder denselben Beruf ergreifen, oder täglich mit den Eltern telefonieren.


Fall: Es kam eine 45jährige Frau zu mir in die Praxis aufgrund einer Autoimmun-Erkrankung. Schon bald dachte schon bald an die Milchmittel-Arzneien. Gegen Ende der Anamnese habe ich sie gefragt, ob sie wiederkehrende Träume hätte - wir legen Träume nicht aus, das überlassen wir ausgebildeteten C.G. Jung - Therapeuten. Sie erzählte, dass sie immer mal wieder träume, dass sie erwachsen sei und im Zimmer des Elternhauses aufwache. Sie spürt, dass der Teufel ebenfalls im Zimmer ist. Sie hat Angst und geht in’s Zimmer der Eltern und legt sich bäuchlings neben ihren Vater. Sie spürt, wie sich der Teufel auf ihren Rücken legt.

Das ist wahnsinnig interessant und verdeutlicht genau die Milchmittel-Problematik: Obwohl sie erwachsen ist, geht sie zu ihren Eltern (nicht zum Partner) und will den Schutz der Eltern. Dieser ist zwar da, aber bei dieser Abhängigkeit, bei diesem nicht trennen können der Nabelschnur, bei diesem „zu viel an Liebe“ ist der giftige, ungute Aspekt und die ungute Nebenwirkung auch dabei integriert… 



Welche typischen Merkmale kommen noch vor?

  • Verzögerte Entwicklung
  • Fehlendes Selbstbewusstsein
  • Mühe mit verbalem Ausdruck
  • Unentschlossenheit
  • Schuldgefühle
  • Opferthematik: Gefühl, das Opfer zu sein oder wirklich das Opfer sein
  • Es sind spirituelle und gefühlsbetonte Menschen
  • Ängste, Verlustängste
  • Tierbezug: Tierliebe, Vegetarier aus Liebe zum Tier
  • Auslöser für Krisen:
  • Unterdrückte Aggressionen
  • Wenn im Leben Ablösung stattfinden sollte



Welche Körpersymtome kommen häufig vor?


  • Kopfschmerz mit Übelkeit
  • Übelkeit (wie angeworfen)
  • Halsschmerzen, Tonsillitiden


Fall: Eine 18jährige junge Frau kam zu mir und erzählte, dass sie immer wieder sehr starke Halsschmerzen hätte, die sehr schmerzhaft und auch schnell eiternd seien. Ich mache die Anamnese und irgendwann denke ich , dass ich ihr ein Lac-Mittel geben möchte. Ich frage, ob sie gerne mit anderen Menschen spiele, ob sie schnell merke, wenn es einem Menschen nicht gut gehe, ob sie sich stark für Freunde und Eltern kümmere. Trotz ihres Alters sah sie noch sehr jung aus und man hätte sie so auf 15 Jahre geschätzt. Da sie mich stark an Phosphorus erinnerte, dachte ich schnell an Lac Delfinum. Meine letzte Frage war: Haben sie einen Bezug zu einem Tier, dass sie sehr mögen, also ein Lieblingstier. Sie sagt: „Schon immer der Orca, also der Killerwal“. Irgendwo habe ich Lac Orca gefunden und verschrieben… Es hat die rezidivierenden Halsentzündungen gehörten ab da der Vergangenheit an. 


  • Sinusitis
  • Jede Form von Essstörungen und Suchterkrankungen
  • Langes Einnässen
  • Eierstock- und Brustschmerzen, Brustspannen vor der Menses
  • Autoimmunerkrankungen
  • Verlangen oder Abneigung von Milch


Ein junger Mann kommt mit Hautausschlag zu mir. Er war schon bei einem Homöopathen, der den Hautausschlag mit einer Arznei wegbekommen hat. Ich frage, was er denn gegeben hätte. Er sagt: „Soll ich es Ihnen nicht erst dann sagen, wenn Sie sich für ein Mittel entschieden haben?“ Solche Dinge mag ich sehr!

Ich mache die Anamnese und neben vielen Lac-Symptomen hat er dieses Symptom: „Immer, wenn ich in einer Beziehung bin, so glücklich ich auch bin, bekomme ich diesen Hautausschlag!“

Ich sage, dass ich weiss, welche Arznei ich ihm geben werde und schreibe es in seiner Kranken-Akte ein. Ich mache die Arznei parat und gebe ihm diese und erkläre die Einnahme. Ich Frage, welche Arznei ihm der Homöopath am alten Heimort gegeben hätte. Er erwiedert: „Lac Felinum.“ Meine Antwort war dann: „Es war ein guter Homöopath!“


Ich bin zur Zeit selbst in homöopathischer Behandlung. Ich habe eine Q5 einer Arznei bekommen, wusste aber nicht welche. Ungefähr nach zwei Wochen habe ich Schmerzen an der Brust links, bekommen. Es hatte wie geschwollene Drüsen, die auf Druck und Berührung schmerzhaft waren. Ich habe das ziemlich komisch gefunden. Linke Seite ist die Mutterseite (in diesem Falle aber Vaterseite -> Meine Mutter, Meine Kinder) und zu welchem Zweck gibt es die Brust (bei Frauen) zur Ernährung mit Milch. Zwei Tage später hatte ich das Follow Up bei meinem Homöopathen. Ich fragte Ihn: „Hast Du mir eine Lac Arznei verschrieben? Und so war es auch. wahrscheinlich habe ich die Arznei geprüft…


Kurzzusammenfassung der Milchmittel:

Ein Milchmittelzustand kann durch eine Überbehütung entstehen, wenn das Kind in der kleinen Welt der Familie gehalten wird und keine Möglichkeit hat, die Welt mit all seinen Facetten zu erfahren und erleben. Wie immer in der Homöopathie, kann auch das pure Gegenteil, also absolute Vernachlässigung möglich sein.

Folge davon ist ein schlechtes Selbstvertrauen und das Gefühl, das Aussen sei eine sehr gefährlicher Ort. Die normale und gesunde Ablösung von der Ursprungsfamilie ist sehr schwierig und findet so kaum statt.

Die Kraft für sich selbst einzustehen und mit gesundem Egoismus sein Leben zu gestalten, kann nicht aufgebracht werden. Darum brauchen Lac Arzneien immer eine starke Persönlichkeit an der Seite, die Entscheidungen trifft. Es entscheiden also die Eltern oder der Partner oder andere, wie gelebt werden soll, was folglich zu einer grossen inneren Unzufriedenheit führt.




              Lieben Dank für’s Lesen

              und herzliche Grüsse, Claudio

                                                             





Das ist der Homebutton von Homöopathie Zürich’s Blog